Archiv: ZKR-Projekte 2019

Projekte des ZKR im Jahr 2019

Künstlerische Workshops im Spreepark

Für den Spreepark entwickelt Grün Berlin seit 2016 ein Nutzungs- und Betriebskonzept mit dem Ziel, die Themen Kunst, Kultur und Natur auf besondere Weise zu vereinen. Bis zur Fertigstellung des Parks, erproben wir unter anderem interaktive Formate, die Umweltbildung und kulturelle Bildung mit künstlerischen Mitteln verbinden.
Anknüpfend an die erfolgreichen performativen Führungen im Jahr 2018, arbeitete das ZKR auch im  Sommer 2019 mit Künstlerinnen und Künstlern an diversen spannenden Themen rund um den Spreepark. Von Juni bis Oktober boten neun Künstler*innen, Künstlergruppen und Kulturschaffende experimentelle Workshops an, die sich der bewegten Geschichte, der gebauten Umwelt sowie der Naturlandschaft des Areals auf besondere Weise widmeten. Teilnehmer*innen erhielten etwa Gelegenheit, die Wechselwirkungen von Körper und Umwelt auszuloten, individuelle Kräutertinkturen zuzubereiten oder an einem dreidimensionalen Erinnerungsmobil mitzuwirken.

 

Moviemiento | Spreepark in Motion

In diesem Workshop drehen die Teilnehmenden einen eigenen Kurzfilm – mit dem Spreepark in der Hauptrolle.
Während eines Rundgangs durch den Park erfahren die Teilnehmenden spannende Einzelheiten zur Geschichte des Parks, mit Fokus auf die Entwicklung der besonderen Naturlandschaft. Dabei lernen sie, den Blick für Details und Bildeinstellungen zu schulen und sich für besondere Bildausschnitte zu entscheiden.
Nach einer Einführung in verschiedene Stop-Motion Techniken entwickeln die Teilnehmenden dann in kleinen Teams eigene Geschichten im und um den Spreepark. Der erste Tag schließt mit der Erstellung des Story Boards ab, der zweite Tag widmet sich der Umsetzung der Filme. Jede Gruppe erstellt eigene Film-Sets, animiert ihre Geschichte und zeigt ihren Trickfilm schließlich bei einer gemeinsamen Filmvorführung.

Ausprobieren der Stop-Motion-Technik mit dem Kollektiv Moviemiento (Foto: Frank Sperling, 2019)

Kulturspreepark | Laut-leise; Poetische Ruhepunkte

Durch seine besondere Geschichte und Naturlandschaft besitzt der Spreepark eine ganz eigene Poesie: Aus einem lauten Ort ist ein leiser Raum der Entschleunigung geworden.
Kulturspreepark greift diese Entwicklung auf und schafft poetische Ruhepunkte. Die Teilnehmenden lassen punktuell Orte auf sich wirken und übersetzen diese in Lyrik und Gebärdenpoesie. Welche Bilder entstehen? Ändert sich die Sichtweise auf den Park durch eine poetische Interaktion? Entsteht eine neue Art der Verbindung? Gemeinsam untersuchen die Teilnehmenden, wie der Rhythmus des Vergangenen sich mit dem des heutigen Vergnügungsparks verbindet.

 

Sabine Zahn | „…wie ein Vogel zu fliegen“

Der Workshop „…wie ein Vogel zu fliegen“ untersucht den Einfluss von räumlichen Gegebenheiten auf die sensorische Wahrnehmung unserer Körper. Was zeigt sich von einem Ort, wenn man die eigene Anwesenheit bewusst verändert? Welche Räume entstehen, wenn man die Aufmerksamkeit auf bestimmte Körpermechanismen lenkt und so bewusst mit den Beziehungen zwischen Umgebung und Körper spielt?
Die Workshop-Teilnehmenden untersuchen diese Wechselwirkungen auf dem Gelände des Spreeparks in einem Schwebe-Zustand zwischen Vergangenheit und einer sich anbahnenden Zukunft.

Bewegungsforschung mit Sabine Zahn (Foto: Frank Sperling, 2019)

 

Ursula Maria Berzborn, Tom Mustroph und Hanna Zimmermann| Erinnerungslabor

Für die meisten Menschen sind mit dem Kulturpark Plänterwald glückliche Erinnerungen verbunden: Karussells, Riesenrad und Achterbahn brachten Abwechslung ins Alltagsleben, während Restaurants und Essensstände für den leiblichen Genuss sorgten. Andererseits verärgerten der Besucherandrang sowie unangepasste Jugendliche manche Anwohnende.

Das Erinnerungslabor reist in die Vergangenheit und sammelt Eindrücke aus der Zeit des Kulturparks ab 1969 sowie aus der des Spreeparks ab 1992. Ziel ist es, die Perspektiven von Besucher*innen, Mitarbeiter*innen sowie Anwohner*innen zusammenzuführen. Das dreidimensionale Erinnerungsmobil mit integriertem Audio- sowie Bild-Archiv lädt Zeitzeug*innen ebenso wie Interessierte ein, Erinnerungen zu teilen und in vergangene Geschichten einzutauchen.

 

Alexis Goertz (Edible Alchemy) | Kräuter Trilogie

In diesem Workshop nutzen die Teilnehmenden ihren Geruchs-, Geschmacks-, Tast-, Seh- und sogar Hörsinn, um eine Reihe von Wildpflanzen kennenzulernen, die dann in Form individuell zusammengestellter Tinkturen mit nach Hause genommen werden können.
Gemeinsam mit Alexis Goertz von Edible Alchemy erkundet die Gruppe regionale Wurzeln, Blätter, Blüten und Samen an der Schnittstelle zwischen Heilkunde und Kulinarik. Die Reise beginnt im Spreepark, wo die Teilnehmenden lernen, was an Saisonalem und Regionalem wächst und welche Pflanzen davon als Essen oder für Tees, Tinkturen und weitere überraschende Zwecke genutzt werden können.

Bacteria Bar von und mit Alexis Goertz von Edible Alchemy (Foto: Frank Sperling, 2019)

 

Jana Korb und Anja Gessenhardt | Vergangene Kunst

Neben Fahrgeschäften und gastronomischen Angeboten erfreuten sich im Kulturpark sowie später im Spreepark auch zahlreiche Bühnenprogramme großer Beliebtheit – von Musik bis Theater, von Artistik bis Spektakel. Bis heute sind diese Darbietungen wichtiger Bestandteil der Erinnerungen von damaligen Besuchenden. Doch wer waren die Künstler*innen, die im Kulturpark und im Spreepark aufgetreten sind? Welche Shows gab es? Und wie haben sich diese Darbietungen in die Spreepark-Erinnerungen eingeschrieben?
Der Workshop widmet sich diesen vergangenen künstlerischen, artistischen, musikalischen und theatralen Auftritten. Mittels Fotos und Archiv-Videos sowie den Erinnerungen und Erzählungen der Künstler*innen forschen die Teilnehmenden gemeinsam mit den Moderatorinnen vor Ort. Dabei steht jeweils ein*e andere*r ehemalige Künstler*in für Gespräche und Erinnerungsaustausch zur Verfügung.

 

Gernot Wieland | Der Blick aus der Zukunft

In diesem Workshop versetzen sich die Teilnehmenden in die Zukunft und „erinnern“ sich an den Spreepark wie er damals – im Jahr der fiktiven Eröffnung 2025 – war. Gemeinsam erdenken sie ein relevantes, als Zeitkapsel entstandenes Projekt, in dem mit künstlerischen Mitteln über gesellschaftliche, politische und persönliche Ideen reflektiert werden kann. Dabei soll die Vergänglichkeit solcher Vorhaben ebenso eine Rolle spielen wie die unterschiedlichen persönlichen Erwartungen an Projekte wie diese.

Gernot Wieland: Der Blick aus der Zukunft, 2019 (Foto: Gernot Wieland)

Ella Ziegler in Kooperation mit Artisten des Circus Schatzinsel | STATICA

Inspiriert von den Baukonstruktionen der Fahrgeschäfte des Spreeparks, werden Ella Ziegler und Artisten des Circus Schatzinsel lebende Skulpturen entwickeln – und so statische Phänomene körperlich erfahrbar machen. Nach einer theoretischen Einführung durch einen Ingenieur in die Konstruktionen auf dem Spreepark-Gelände, werden zunächst der menschliche Körper und sein Bewegungsapparat untersucht. Schließlich erforschen die Teilnehmenden die erlernten Prinzipien von Statik und Dynamik ganz praktisch am eigenen Körper: In akrobatischen Skulpturen und Bewegungsabläufen erspüren sie durch bloße Muskelkraft, wie Kräfte wirken, bewegen oder stabilisieren können.

 

Lukas Matthaei und Sebastian Quack | PLÄNTERWÖRLD 2  getunte Attraktionen

Üblicherweise sollen Vergnügungsparks „fully abled bodies“, sprich “normal” funktionsfähigen Körpern Unterhaltung bieten, indem sie diese an ihre Grenzen bringen, ihre Sinne verwirren oder in künstliche Realitäten führen. „PLÄNTERWÖRLD 2 – getunte Attraktionen“ dreht dieses Verhältnis um: In einer Gruppe unterschiedlicher Gestalter*innen wollen Lukas Matthaei und Sebastian Quack selbst Attraktionen bauen. Aus der Perspektive und in Ko-Autorschaft mit Menschen, die aufgrund einer besonderen körperlichen oder geistigen Eigenheit über eine andere Wahrnehmung verfügen, werden andere Ausprägungen von Zeit und Geschwindigkeit, Überraschung und Gewöhnlichem, Freude und Frustration der Maßstab sein.

Gemeinsam werden praktische Ideen für einen Park der Vielen entwickelt und unter anderem die Office-Stuhl-Fahrgeschäfte des Vorgängerprojekts aufgegriffen. Die Workshop-Reihe mündet in einen öffentlichen Denk-, Diskussions- und Ausprobier-Raum im Rahmen der „Tage des offenen Spreeparks“ am 15. September 2019.

Mitwirkende: Tobias Brunwinkel, Amelie Cayre, Andreas Costrau, Robert Janning, Athina Lange, Uwe Niksch, Ferdinand Pechmann, Christoph Pisarz, Tamara Rettenmund, Matthias Vernaldi
Dank an: Raul Krauthausen, be.able, GIBDA, Pfeffersport, Theater Thikwa

 

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Tage des offenen Spreeparks am 14. und 15. September 2019

Die Tage des offenen Spreeparks am 14. und 15. September 2019 luden Interessierte ein, mehr über aktuelle Entwicklungen im Spreepark zu erfahren. Am ersten Tag, dem 14. September widmeten sich Grün Berlin und die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz dem laufenden Beteiligungsverfahren zu Themen wie Verkehr, Erreichbarkeit, Kunst und Kultur. Das ZKR gab am zweiten Tag, dem 15. September vor allem Einblick in Formate zwischen Umweltbildung und kultureller Bildung sowie zu künstlerischen Recherchen.
Gespräche, Führungen, Workshops und Performances gaben Anlass, sich mit den Künstler*innen vor Ort auszutauschen und erste Zwischenergebnisse ihrer Forschung live zu erleben.


Programm 15. September 2019

Spreepark-Soapbox (12.00 – 18.00 Uhr)

In der von raumlaborberlin entwickelten „Spreepark-Soapbox“ werden Themen rund um den Spreepark in vier Kapiteln diskutiert.

12.00 Uhr: Begrüßung und Einführung
Einführung durch Katja Aßmann, künstlerische Leitung ZKR

12.30 – 13.30 Uhr: Überlieferte Geschichten
Der Mythos des Spreeparks fußt nicht nur auf historischen Ereignissen, sondern mehr noch auf mündlich überlieferten Geschichten und persönlichen Erinnerungen. Genau dort setzen die Workshop-Leiter*innen, Vermittler*innen und Künstler*innen an. In dem Kapitel „Überlieferte Geschichten“ begeben wir uns auf die Spuren der Oral History: Wir gehen mit Hans Hs Winkler auf eine Audio-Zeitreise u.a. zur Punkbewegung in Ostberlin, lauschen Ursula Maria Berzborn und den Geschichten ihres „Erinnerungsmobils“ und erfahren von Bühnenkünstlern des früheren Vergnügungsparks, bevor wir uns mit Gernot Wieland in eine „zukünftige Vergangenheit“ denken.

12.30 Uhr: Lecture-Performance über „Subkultur im Spreepark“ von Hans Hs Winkler
13.00 Uhr: Diskussion mit Inputs von Ursula Maria Berzborn, Jana Korb und Gernot Wieland

14.00 – 15.00 Uhr: Vielstimmige Perspektiven
Kunst, Kultur und Natur sind die Leitlinien für den zukünftigen Park. Um einen „Park der Vielen“ zu gestalten wollen wir Künstler*innen und Expert*innen mit und ohne Einschränkungen in die Planung einbeziehen und verschiedene Formen der Zusammenarbeit austesten. In dem Kapitel „Vielstimmige Perspektiven“ erfahren wir von Jutta Schubert mehr zum Thema „Kunst und Inklusion“, bevor Lukas Matthaei und Sebastian Quack über ihr Projekt „Plänterwörld“ sprechen – eine Suche nach Attraktionen, die sich nicht an normierten Bedürfnissen ausrichten, sondern eine neue Art des Vergnügens ermöglichen.

14.00 Uhr: Vortrag „Kunst und Inklusion – ein Überblick über künstlerische Aktivitäten von Menschen mit Behinderung“ von Jutta Schubert
14.30 Uhr: Diskussion mit Inputs von Kulturspreepark e.V., Lukas Matthaei, Sebastian Quack und weiteren Expert*innen

Lukas Matthaei, Sebastian Quack: Plänterwörld, Spreepark-Workshop 2018, Foto: Frank Sperling

15.30– 16.30 Uhr: Urbane Erzählungen
Der Themenbereich „Urbane Erzählungen“ widmet sich der Frage, wie künstlerische Strategien und planerische Aufgaben zusammenwirken können. Jan Liesegang ist Teil des Kollektivs raumlaborberlin und gibt Einblicke, welche Rolle Kunst im Kontext von Stadtplanung übernehmen kann. Die künstlerische Forschung von Sabine Zahn untersucht Wechselwirkungen zwischen Raum und Körperwahrnehmung, deren Ergebnisse Gäste in einer „Bewegungskarte“ nachvollziehen können. Ella Ziegler wiederum hat in Zusammenarbeit mit Zirkusartisten zu Workshops eingeladen, um die Baukonstruktion der Fahrgeschäfte und die statischen Funktionsweisen am eigenen Körper zu erfahren.

15.30 Uhr: Vortrag von Jan Liesegang: „Show me, don’t tell me“
16.00 Uhr: Diskussion mit Inputs von Ella Ziegler und Sabine Zahn

17.00 – 18.00 Uhr: In die Zukunft denken
Künstler, Kulturschaffende und Kreative haben oftmals einen anderen Blick als der Rest von uns. Sie suchen nach verborgenen Strukturen, zeigen neue Perspektiven auf und leben die Zukunft im Hier und Jetzt. Für den Programmteil „In die Zukunft denken“ lassen wir uns auf kreative Gedankenspiele ein und nutzen künstlerische Recherchen, um den Geist des Ortes auch für die Zukunft zu erhalten: Mit Stefan Shankland wenden wir uns scheinbar wertlosen Materialien zu und loten im Gespräch mit Bettina Klein Potentiale von Künstlerresidenzen für den Spreepark aus, während Hans Hs Winkler den Bogen spannt, zwischen Vergangenheit und Zukunft des Areals.

17.00 Uhr: Vortrag von Stefan Shankland zu „Spreepark as material“ (in englischer Sprache)
17:30 Uhr: Diskussion mit Inputs von Bettina Klein und Hans Hs Winkler

18:00 Uhr: Ende der Veranstaltung

 

Begleitprogramm in der Werkhalle und im Park (12.00 – 18.00 Uhr)

12.30 und 13.15 Uhr: In zwei Workshops können Besucher*innen mit Ella Ziegler und Artistinnen des Circus Schatzinsel / Berlin statischen Phänomenen am eigenen Körper nachspüren.

14.00 – 16.00 Uhr: Anknüpfend an die Übungen aus seinen Workshops bietet Gernot Wieland zusammen mit Carla Åhlander eine Schreibwerkstatt zwischen Schrift, Zeichnung und Fotografie an.

15.00 – 16.00 Uhr: Bei einem Tischgespräch gibt Hans Hs Winkler Einblicke in sein umfassendes Soundarchiv zur Oral History des Spreeparks. Neue Geschichten und Erinnerungen sind willkommen.

17.00 – 18.00 Uhr: Sabine Zahn zeigt die Ergebnisse ihrer Workshops (die mit rund 60 Erwachsenen und Kindern als Bewegungsforschung stattfanden) in Form einer „Bewegungskartierung“, durch die die Teilnehmenden das Parkgelände mittels Körperwahrnehmung erkunden.

12.00 – 18.00 Uhr: In dem Experimentierraum von Lukas Matthaei & Sebastian Quack stehen alternative Attraktionen bereit, um neues Vergnügen abseits normierter Bedrüfnisse zu erleben.

Drinks aus Pflanzen, Alexis Goertz (Edible Alchemy), Spreepark 2018, Foto: Frank Sperling

Alexis Goertz (Edible Alchemy) öffnet ihre Bacteria Bar, an der sie natürliche, aber auch ungewöhnliche Getränke aus saisonalen und regionalen Blüten(blättern), Gewürzen, Baumsäften, Wurzeln und Mikroorganismen serviert.

Mit ihrem dreidimensionalen Erinnerungsmobil geben Ursula Maria Berzborn, Tom Mustroph und Hanna Zimmermann die Chance, Erinnerungen auszutauschen und in die Vergangenheit einzutauchen.

Als Anregung für künftige Bühnenprogramme im Spreepark präsentiert Jana Korb erste Ergebnisse ihrer Geschichtswerkstätten .

Das Kollektiv Moviemiento zeigt, wie man mit der Stop-Motion-Technik im Handumdrehen Filme produzieren kann und welche Werke in ihren Workshops mit jungen Talenten bereits entstanden sind.

Kulturspreepark e.V. schafft poetische Ruhepunkte, an denen Gäste verweilen und den Spreepark auf eine eigene Weise mit Leben erfüllen können.